Montag, 18. November 2013

Früchte der Arbeit

Ewig, so schien es, musste Roman Weidenfeller auf seine erste Nominierung zur Nationalmannschaft warten.
Das lag in erster Linie nicht an seinen Leistungen, sondern dem angespannten Verhältnis zu Bundestrainer Löw und seinem Stab.
Nun hat diese Zeit des Darbens, für mich etwas überraschend, doch noch ein Ende gefunden. Beim Länderspiel gegen England wird der Dortmunder seine Premiere im Tor der Nationalelf geben.
Dies ist nicht etwa ein Geschenk, um dem alternden Auslaufmodell doch noch seinen inneren Frieden zu gewähren, sondern logische Konsequenz aus Weidenfellers Auftritten der letzten Jahre.

Profi seit 1999, wechselte er 2002 nach Dortmund um ein Jahr später den inselreifen Jens Lehmann zu beerben. Allerdings konnte er anfangs die Erwartungen nicht erfüllen und sah sich, einige unglückliche Spiele später, schnell auf der Bank wieder.
Erst in der Saison 05/06 festigte er seinen Stammplatz, zeigte teils herausragende Leistungen.
Heute, 8 Jahre später, kann er auf eine großartige Karriere als Dortmunder Urgestein zurückgucken.
Zwei Meisterschaften, ein DFP-Pokal Sieg, 300 Bundesligaspiele und nicht zuletzt das Championsleague Finale 12/13.

Und genau jenes Finale ist ein entscheidender Grund, weshalb Weidenfeller für Löw noch wertvoll sein könnte. Auch wenn Dortmund das Spiel verlor, zeigte er eine starke Leistung, vereitelte mehrere Großchancen der Bayern. Zuvor hatte er schon gegen Madrid und Malaga bewiesen, in Drucksituationen nicht einzuknicken, im Gegenteil, sondern erst dort zu Höchstform aufzulaufen.
Hier liegt ein entscheidender Unterschied zu seinem Konkurrenten Ron-Robert Zieler, der auf internationalem Top-Niveau keine Erfahrung hat.

Auch hätte Löw den Dortmunder Schlussmann nicht berufen, würde er nicht für die WM mit ihm planen. Gerade da der Bundestrainer öffentlich immer wieder kritisch beäugt wird, oft im Zusammenhang mit seinem Verhalten gegenüber einzelnen Spielern, wäre ihm durch weitere Nichtbeachtung Weidenfellers ein potentieller Diskussions- und Streitpunkt erspart geblieben.

Doch Löw weiß um die Bedeutung von Erfahrung, Persönlichkeit und Zuverlässigkeit bei einem großen Turnier. Zieler ist 24, in der gleichen Torwartgeneration wie Deutschlands Nummer eins Manuel Neuer. Kein Perspektivtorhüter, dem man im Zuge eines Reifeprozesses noch internationale Erfahrung mitgeben müsste. Daher sprechen alle Argumente für den momentan besseren, erfahrenen BVB-Keeper.

Roman Weidenfeller wird zur WM nach Brasilien fahren, da lege ich mich fest.
Und womit? Mit Recht.

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